(Marken-) Kraft-Akt

Gerade in der sensibelsten aller Food-Kategorien, der Warengruppe Fleisch- und Wurstwaren, kämpfen die Unternehmer:innen mit gestiegenen Kosten und starker Eigenmarken-Konkurrenz. Thomas Schmiedbauer, GF Wiesbauer sowie stv. Obmann des Fachverbands der Fleischwarenindustrie, im Interview.

Thomas Schmiedbauer, GF Wiesbauer

PRODUKT: Wie geht es der Fleischwaren­industrie in Österreich derzeit?
Schmiedbauer:
Die wirtschaftliche Lage ist weiterhin angespannt. Die Teuerungen und der Inflationsausgleich, sprich die Lohnerhöhung von 10%, die die Unternehmer:innen alleine tragen müssen, machen der gesamten Branche schwer zu schaffen. Zwar sind die Energiekosten leicht gesunken, aber auch die weiter gestiegenen Rohstoffpreise machen ein positives Wirtschaften zunehmend schwer. Während für die Bevölkerung die Inflation durch Beihilfen und Lohnerhöhungen komplett abgegolten wurde, müssen Unternehmen diese zur Gänze selbst tragen. Wenn sich das nicht ändert, werden weitere heimische Fleisch- und Wurstwarenhersteller mit ihren Traditionsmarken vom Markt verschwinden.

PRODUKT: Und wie geht es den Herstellermarken der Fleischwarenindustrie im LEH?
Schmiedbauer:
Die Herstellermarken haben es am Markt zunehmend schwer, auch weil der Anteil an Eigenmarken weiter steigt und deren Abverkäufe vom Handel stark forciert werden. Doch Handelsmarken sind austauschbar und geben den Konsument:innen nicht so viel Sicherheit und Vertrauen wie bekannte Traditionsmarken, die man schon von klein auf kennt. In Zeiten wie diesen ist die Markenstärke daher ein zentraler Wettbewerbsfaktor.

PRODUKT: Bei tierischen Erzeugnissen wünscht man sich besonders viel Transparenz – ein Kernthema von Herstellermarken – warum ist dieser Wunsch gerade bei Fleischwaren besonders gerechtfertigt?
Schmiedbauer:
Gerade Fleisch- und Wurstwaren stehen oft in der Kritik. Daher haben die Sicherstellung des Tierwohls und die Transparenz in der Lieferkette natürlich einen sehr hohen Stellenwert. Die Konsument:innen wünschen sich zunehmend Tierwohl-Produkte, sind aber großteils nicht bereit, dafür den nötigen Mehrpreis zu bezahlen, weil sie auch nicht wissen können, was eigentlich hinter den Vorgaben steht. Insgesamt greifen die Konsument:innen gerne auf Marken zurück, deren Hersteller sie kennen und vertrauen. Und wer sich dem Genuss verschrieben hat, der weiß auch, woher sein Fleisch stammt. Deshalb garantiert Wiesbauer eine lückenlose Rückverfolgbarkeit des edlen und sensiblen Rohstoffs Fleisch.

PRODUKT: Qualität, Kontinuität und Innovation – auch dafür garantieren Markenartikel – was bedeutet das in Ihrem Unternehmen?
Schmiedbauer:
Der Name Wiesbauer steht seit über 90 Jahren für hochwertige Wurstspezialitäten mit bestem Geschmack. Alle Produkte werden seit jeher aus besten Rohstoffen nach traditioneller, typisch österreichischer Rezeptur und Machart hergestellt. Diese Kontinuität ist das Erfolgsgeheimnis von Wiesbauer. Gleichzeitig ist Wiesbauer dafür bekannt, mit innovativen Neuprodukten den Markt nachhaltig zu beleben. Ich kann schon verraten, dass es heuer wieder einige spannende Innovationen geben wird. Neben der brandneuen Kinder-Linie „Extra Happy“, die ab April erhältlich ist, wird Wiesbauer schon bald mit weiteren Produktentwicklungen – auch rund um die Bergsteiger – überraschen.

PRODUKT: Und was braucht die Fleischbranche, um all diese Markenversprechen weiterhin einhalten zu können?
Schmiedbauer:
Voraussetzung bleibt, dass die wertigen Produkte, die wir erzeugen, im LEH auch ihren entsprechenden Preis haben.

PRODUKT: Ende des vergangenen Jahres hat der Fachverband der Österreichischen Fleischwarenindustrie einen „Hilferuf“ in Richtung Handel abgesetzt und die prekäre Situation dargelegt – wie waren die Reaktionen darauf?
Schmiedbauer:
Reaktionen bzw. Maßnahmen, um den Unternehmen Zukunftssicherheit zu bieten, sind absolut ausgeblieben. Dadurch sind insbesondere kleinere Familienunternehmen der Fleischwarenindustrie stark existenzgefährdet.