Glaubhaft bleiben

Gudrun Zimmermann, Account Director bei Impack/Lunik2, weiß, worauf es beim Packaging Design ankommt.

Die Verpackung ist gerade im FMCG-Bereich eines der wichtigsten Kommunikationsmittel, deren Gestaltung man am besten echten Profis überlässt. Wir haben mit Gudrun Zimmermann, Account Director bei Impack, der Packaging Unit der Agentur Lunik2, darüber gesprochen, was bei der Design-Entwicklung zu beachten ist und was unbedingt vermieden werden sollte.

PRODUKT: Impack steht für konzeptorientiertes Verpackungsdesign. Können Sie uns bitte erklären, was genau man darunter versteht
Zimmermann: Eine Verpackung muss strategisch überlegt sein, aber auch emotional überzeugen. Deswegen erstellen wir – bevor wir in die kreative Umsetzung gehen – ein umfassendes, inhaltliches Anforderungsprofil an das Design. Wir analysieren das Produkt, die Marke, den USP, wir schauen uns die Vertriebsstrukturen und den Mitbewerb an, wir hinterfragen die Bedürfnisse der Konsumenten und erst wenn dieses Profil steht, starten wir mit dem Design.

PRODUKT: Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach die Optik bei Gütern des täglichen Bedarfs?
Zimmermann:
Da beinahe 70% der Kaufentscheidungen erst am PoS getroffen werden, spielt die Verpackung immer eine große Rolle. Speziell im Lebensmittelbereich oder bei Körperpflegeprodukten, wo es mehr und mehr um Rückbesinnung auf Natürlichkeit, Ursprünglichkeit und Regionalität geht, wird die Kaufentscheidung maßgeblich von der Verpackung beeinflusst.

PRODUKT: Müssen Inhalt bzw. Positionierung eines Produktes und Verpackungsdesign Hand in Hand gehen, sprich braucht es etwa zwingend ein Premium-Packaging für Premium-Produkte? Und was passiert, wenn die Packung einen falschen Eindruck vermittelt?
Zimmermann: Grundsätzlich muss sich die Positionierung im Packaging wiederfinden und ein hochwertiges Produkt muss auch als solches wahrgenommen werden. Oftmals können aber nicht alle Aspekte einer Positionierung gleichermaßen berücksichtigt werden und genau deswegen befassen wir uns – wenn gewünscht – von Anbeginn an auch mit der Kommunikation und gezielten Vermarktung der Produkte.

PRODUKT: Natürlich sind auch Verpackungen der Mode unterworfen. Was wird heute als edel wahrgenommen und war früher undenkbar?
Zimmermann: Minimalismus steht klar für edel. Früher hätte man schlichte Verpackungen als fad und günstig eingestuft. Das viel zitierte „weniger ist mehr“ kann man durchaus auch beim Verpackungsdesign als Trend bezeichnen.

PRODUKT: Und welche Folgen hat der aktuelle Nachhaltigkeitstrend auf der optischen Ebene im FMCG-Bereich?
Zimmermann: In erster Linie spielt sich die Nachhaltigkeit in der Verpackung per se ab, in den Materialien und im Produktionsverfahren. Was das Design betrifft, so stehen wir natürlich oft vor der Aufgabe, einen „nachhaltigen“ Entwurf zu machen. Wichtig ist dabei, dass man glaubhaft bleibt und aufgrund der Aufmachung keine falschen Versprechen abgibt. Monochrome Verpackungen, Natur-Optik, Retro-Look und der Einsatz von soften, neutralen Farben vermitteln Nachhaltigkeit.

PRODUKT: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Design-Trends im Bereich von FMCG-Produkten?
Zimmermann: Als generellen Trend würde ich Minimalismus nennen, ein Entgegenwirken der visuellen Reizüberflutung. Flat Illustrations, reichhaltige Farben und kontrastreiche Elemente kommen oft zum Einsatz, kombiniert mit verspielten Schriften.

PRODUKT: Nicht jede optische Veränderung ist auch eine Verbesserung. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Fehler, die bei einem Design-Relaunch einer bekannten Marke passieren können?
Zimmermann: Es wäre fatal, wenn man nach einem reinen Design-Relaunch die Marke nicht mehr oder schwer erkennt bzw. die gelernten Werte nicht mehr spürbar sind.

PRODUKT: Vielen Dank für das informative Gespräch!

Minimalistische Designs werden derzeit als besonders edel wahrgenommen –
hier eine Referenz von Impack: das Bad Ischler Gourmetsalz