GUT, WENN ER DRAN BLEIBT?

Christian Strasser, GF der PET to PET Recycling Österreich GmbH

Wenn der Verschluss von Flaschen oder Getränkekartons plötzlich nicht mehr abgeht, dann ist das ganz im Sinne einer EU-Richtlinie, die u.a. dem Problem des Litterings entgegenwirken soll. Wir haben mit Christian Strasser, GF der PET to PET Recycling Österreich GmbH, über die Hintergründe gesprochen.

PRODUKT: Immer mehr Gebinde tragen bereits sog. „Tethered Caps“, also mit der Packung oder Flasche verbundene Drehverschlüsse – warum?
Strasser:
Der Hintergrund ist eine Untersuchung der EU über Kunststoffverpackungen, welche fälschlicherweise in der Umwelt landen. Dabei sind beispielsweise Einweggeschirr, Wattestäbchen und eben auch Verschlusskappen von Getränkeflaschen gefunden worden. In der Einwegkunststoff-Richtlinie wurden daher Maßnahmen vorgeschrieben – einerseits Verbote von manchen Kunststoffartikeln und andererseits die Verpflichtung, dass die Verschlüsse von Getränkeflaschen fix mit der Flasche verbunden sein müssen.

PRODUKT: Wie sind Drehverschlüsse denn von den Konsument:innen bisher üblicherweise entsorgt worden und was ist das Problem daran?
Strasser:
Soweit wir als Recycler es wahrnehmen, haben auch bereits davor viele Konsument:innen die leeren Getränkeflaschen flachgedrückt und die Verschlusskappe wieder aufgeschraubt. Trotzdem sind sehr viele Kappen am Weg der Sammlung bzw. Sortierung wieder abgesprungen und in einer Art Feinfraktion aus der Flaschenfraktion herausgefallen – sind daher auch gar nicht bis zu uns gekommen und konnten auch nicht im Wertstoffkreislauf gehalten werden.

PRODUKT: Was ändert sich durch die Tethered Caps bei den Abläufen in der PET to PET-Anlage? Inwieweit erhöht sich der Aufwand?
Strasser:
Der Umstand, dass die Verschlusskappen nun fix mit der Flasche verbunden sind, bedeutet in unserem Recyclingprozess keinen Mehraufwand! Unsere Anlage ist darauf ausgerichtet diese beiden unterschiedlichen Kunststoffarten (PET bzw. PE oder PP) zu reinigen und voneinander zu trennen. Wir freuen uns, dass wir dadurch mehr – wir rechnen mit etwa 50% – Verschlusskappen zurückbekommen, welche dann auch wieder in einer Kreislaufführung gehalten werden können.

PRODUKT: Und was passiert mit den Verschlüssen in weiterer Folge?
Strasser:
Das Material der Verschlusskappen ist mehrheitlich Polyethylen bzw. in kleinem Umfang Polypropylen, diese werden heiß gewaschen, recycelt und dann in vielen Anwendungen wieder eingesetzt. Dabei sprechen wir von Sammelbehältern wie sie auch in unserem Sammelsystem Verwendung finden, Kabelschutzrohren etc. und ersetzen dabei Neumaterial. Aufgrund der hohen farblichen Durchmischung ist der Wiedereinsatz als Verschlusskappe in der Getränkeverpackung derzeit noch nicht möglich. Außerdem fehlen noch die gesetzlichen Voraussetzungen, sprich die Zulassung. Ziel ist jedenfalls auch diese Teile der Getränkeflasche in die gleiche Anwendung zurückzuführen, sobald alle Voraussetzungen dafür erfüllt sind.

PRODUKT: Ihr Fazit – ist die EU-Richtlinie, die Tethered Caps vorsieht, eine gute Sache?
Strasser:
Ja, aus Sicht einer gut funktionierenden Kreislaufwirtschaft ist das auf jeden Fall sinnvoll und auch notwendig. Es ist möglicherweise eine Umstellung bei der Handhabung erforderlich, aber ich denke, das werden wir bald gelernt haben. Hochwertige Werkstoffe der Bequemlichkeit halber einfach wegzuwerfen bzw. diese achtlos in Restmüllströmen abfließen zu lassen, muss einfach der Vergangenheit angehören. Es sind schließlich unsere Rohstoffe bzw. die der kommenden Generationen und wir müssen damit viel verantwortungsvoller umgehen!

PRODUKT: Zum Abschluss ganz persönlich: Haben Sie sich schon umgewöhnt oder noch den Aha-Effekt bei jedem Öffnen?
Strasser:
Ehrlich gesagt, die ersten Male ist es sicher etwas gewöhnungsbedürftig, aber wenn man den „Dreh“ einmal heraußen hat, ist es der gewohnte Trinkgenuss – aber nun mit Mehrwert, dass neben der Flasche auch der Verschluss im Kreislauf bleibt.

PRODUKT: Vielen Dank für das Gespräch!