Hell-isch gut

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In Österreich führen helle Biere die Beliebtheitsskala an. Traditionell sind das Lager- und Märzenbiere. In jüngster Vergangenheit haben aber auch Biere auf den Markt gedrängt, die „Hell“ oder „Helles“ im Namen tragen und die ab und an auch mit weniger Alkohol eingebraut werden.

Laut dem Jahresbericht des österreichischen Brauereiverbandes für 2022 führt, wie auch schon in den Jahren davor, die Kategorie „Lager-/Märzenbier“ das Ranking der beliebtesten Sorten innerhalb Österreichs an. Die davon ausgestoßenen rund 6 Mio. HL bedeuten somit 68% Marktanteil und den Spitzenplatz unter den Biertypen, ist von Florian Berger, Geschäftsführer des Brauereiverbands, zu erfahren. Relativ neu am österreichischen Biermarkt sind jetzt helle Biere, die mit dem Namen auf dem Etikett dezidiert auf ihre helle Färbung hinweisen und einen verringerten Alkoholgehalt besitzen. Der Brauereiverband hat (derweil noch) keine Kategorie dafür parat. Insofern zählen zu den „Hellen“ sowohl Biere mit „normalem“ Alkoholgehalt als auch jene mit leichterer Trinkbarkeit. 

Daseinsberechtigung.

Der Trend „Helles“ macht sich bemerkbar: „Helles hat es geschafft, dass es zum Lifestyle gehört: Man kann es sowohl lässig aus der Flasche in einer Bar oder im Club als auch frisch gezapft aus dem Glas im Biergarten oder Restaurant genießen. Es trifft einfach den aktuellen Zeitgeist und Geschmack“, sagt Ralf Böhm, Erdinger-Verkaufsleiter Handel für Deutschland und Österreich. Mit der Performance des „Erdinger Brauhaus Helles“ (5,1 Vol.%) ist er zufrieden: „Wir hatten mit unseren Partnern im Handel gute Jahresgespräche. Daher erwarten wir von unserem ,Erdinger Brauhaus Helles‘ nach dem erfolgreichen Start in seinem zweiten Jahr eine deutliche Absatzsteigerung. Insgesamt ist das Helle mittlerweile kein Geheimtipp mehr und hat sich sowohl im Handel als auch in der Gastronomie allgegenwärtig etabliert.“ Andreas Linder, Leitung Marketing in der Mohrenbrauerei, bestätigt: „,Helles‘ liegt voll im Trend. Mit unserem neuen Lagerbier schließen wir eine Marktlücke in Vorarlberg. ,Mohrenbräu Helles‘ (5,1 Vol.% – Red.) ist das regionale Bier für alle, die es gerne etwas leichter, frisch und süffig mögen. Die Sortimentserweiterung wurde erstmals auf der Dornbirner Herbstmesse im Jahr 2021 vorgestellt. Seit der Einführung sind wir mit der Marktentwicklung sehr zufrieden. Auch wenn Vorarlberg seine Liebe zum ,Spezialbier‘ hat, konnten wir mit unserem Hellen die Neige im Biermarkt sehr erfolgreich füllen.“ 

Leichtigkeit.

Stiegl hat im März 2020 das „Stiegl Hell“ mit 4,5 Vol.% neu am Markt präsentiert, als Ergänzung zum „Stiegl Goldbräu“ (5 Vol.%) im Segment der Lager- und Märzenbiere. „Mit unserem ,Stiegl Hell‘ haben wir offensichtlich genau den Geschmack der österreichischen Biertrinker:innen getroffen, und so hat sich unser Helles seit dem Launch vor drei Jahren sehr gut am Markt etabliert und bereits zu einem echten Klassiker entwickelt. Im internen Ranking bei Stiegl-ist es mittlerweile auf Nummer 2 hinter dem ,Goldbräu‘ vorgerückt. Das zeigt sich natürlich auch beim Umsatz, und das freut uns“, sagt Stiegl-Chefbraumeister Christian Pöpperl. Mit der Produkteinführung habe man auf den Markttrend reagiert, deren Protagonisten Biertrinker:innen sind, die gerne etwas leichter genießen bzw. auch einmal Neues probieren möchten. „Und so konnten wir damit auch neue und jüngere Bierfans ansprechen bzw. jene Zielgruppe, die sich für einen bewussten Alkoholkonsum entschieden hat. Denn sechs von zehn Konsument:innen weltweit trinken alkoholreduziertes oder alkoholfreies Bier, weil sie es als gesünder wahrnehmen (Trend-Presentation Market & Consumer Insights von Döhler, Mai 2022 – Red.) – Tendenz steigend“, erklärt Christian Pöpperl. Auch bei der Brau Union Österreich hat man analysiert, dass das Segment der leichter trinkbaren und damit auch (häufig) etwas weniger alkoholischen Biere in den letzten Jahren gewachsen ist. „Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend weiterentwickeln wird“, wirft Gabriela Maria Straka, Director Corporate Affairs & ESG Sustainability der Brau Union Österreich, einen Blick in die Zukunft und ergänzt: „Grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass sich das Konsument:innenverhalten ändert. Ein ausgewogener Lebensstil mit bewussterem Alkoholkonsum wird für viele Menschen quer durch alle Altersgruppen immer wichtiger. Bei Bier greift man besonders gerne zu süffigen, gut trinkbaren und gleichzeitig auch etwas leichteren Bieren. Da passt unser neues ,Gösser Helles‘ (4,4 Vol.% – Red.), das für frischen, hellen Biergenuss steht.“ Bei der Brauerei Baumgartner ist man ebenso davon überzeugt, dass sich der Trend etablieren wird. Braumeister Michael Moritz führt aus: „Der Trend des leichteren Biergenusses wird sicher kein vorübergehender sein. Wir gehen davon aus, dass sich dieser konsequent in den Biersorten halten wird. Die klassischen Lager- und Märzenbiere werden aber weiterhin die Spitze anführen. Wir freuen uns natürlich sehr, dass wir mit dem ,Baumgartner Hell‘ (4,5 Vol.% – Red.) seit Mitte März unsere Kund:innen auch in diesem Segment bedienen können.“ Auch hat Mirco Meyer, Verkaufsleiter der Brauerei Grieskirchen, die gestiegene Nachfrage nach schlankeren und leichteren Bieren festgestellt: „Unser ,Grieskirchner Bio Helles‘ (4,5 Vol.% – Red.) passt zu allen Biertrinker:innen, die Freude an leichteren Bieren mit vollem Mundgefühl haben.“

Geschlechterspezifisch.

Wenn man so will, dann ist Bier und seine geschmackliche Attraktivität grundsätzlich geschlechtsneutral. Das zeigt sich auch aus Marketingsicht, da die Brauereien bei der Zielgruppenansprache hier keine Unterschiede machen, da das grundlegende Bedürfnis nach Qualität dasselbe ist. Der einhellige Tenor lautet, dass jeder Kunde, jede Kundin gleich wichtig ist. Allerdings hat man Unterschiede in der Herangehensweise an den Biergenuss festgestellt. Gabriela Maria Straka weiß, dass „Frauen eher zu kleineren Gebinden“ tendieren. Laut Mirco Meyer greifen Biertrinkerinnen auch „gerne zu etwas leichteren“ Bieren. Wenn es um das Thema Frauen und Bier im Allgemeinen geht, dann ist man in der Privatbrauerei Zwettl davon überzeugt: „Wenn sich Frauen dem Thema Bier nähern, dann durchwegs anders, als das Männer tun: Sie kosten sich durch die Sorten und die Vielfalt und entdecken dann ihren Biertyp.“

Zukunft.

Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass die Nachfrage nach hellen Bieren, gerne auch leichter und trinkfreudiger, in den letzten Jahren gestiegen ist. Dieser Trend ist gekommen, um zu bleiben, da sind sich die in diesem Segment bereits aktiven Brauereien sicher. Somit darf man gespannt sein, was sich diesbezüglich in naher Zukunft noch tun wird und welche Möglichkeiten den Biertrinker:innen geboten werden.

Factbox

Österreichs Biere gemäß Lebensmittelbuch Codex Alimentarius Austriacus B13 (Auszug)

Kategorien nach Grad Stammwürze:

  • Schankbier: 9 bis < 11
  • Vollbier: 11 bis < 16
  • Spezialbier: Vollbier mit mind. 12,5
  • Premium, Edel, Fest, Jubiläum, Export u. a.: deklarierte Vollbiere mit Zusatzbezeichnung
  • Stark- bzw. Bockbier: mind. 16

Kategorien nach dem Alkoholgehalt: 

  • Leichtbiere haben nicht mehr als 3,7 Vol.% Alkohol
  • Alkoholfreie Biere haben nicht mehr als 0,5 Vol.% Alkohol

Spezifische Typenbezeichnungen:  

  • Lager-/Märzenbier
  • Pils(bier)
  • Zwickl-/Kellerbier
  • nach namensgebenden Cerealien: „Weizenbier“, „Roggenbier“, „Dinkelbier“ etc. (enthält mind. 50% Malz der genannten Art)