Hohe Standards

Kurz vorm Lockdown bot der ECR Tag der Branche nochmal Gelegenheit für regen Austausch.

Die Branche hatte Glück: Der diesjährige ECR Tag konnte Ende November stattfinden und bot neben spannenden Keynotes auch wieder die Möglichkeit zum Netzwerken. Außerdem wurde das 25-jährige Jubiläum von ECR Austria begangen, anlässlich dessen wir Co-Chairman Markus Fahrnberger-Schweizer zum Interview gebeten haben.

ECR Austria Co-Chairman Markus Fahrnberger.

PRODUKT: ECR Austria wird 25. Eines Ihrer Ziele ist, die Standards in der FMCG-Branche zu heben. Was waren diesbzgl. die größten Meilensteine der letzten 25 Jahre?
Fahrnberger-Schweizer: Während in den 1990er-Jahren der Fokus auf der Prozessoptimierung der Supply Chain gelegen ist, also die Produkte möglichst effizient von der Produktion zum Handelslager und dann zur Filiale bis hin zu den Konsument:innen zu bringen (Schlagworte CPFR, VMI), stand um die Jahrtausendwende der weltweit bekannte 8-Schritte-Prozess des Category Managements, also die professionelle Bearbeitung der Fläche im Geschäft, im Vordergrund. Je weiter wir in die Gegenwart kommen, desto mehr sind einerseits Stammdaten-Themen (LMKV, Bilddaten, B2BDaten-Integration) relevant, aber auch holistische, gesellschaftlich relevante Topics wie Food Waste, Abfall-Vermeidung oder Circular Packaging.

PRODUKT: Und was sind die wichtigsten Aufgaben für die kommenden Jahre?
Fahrnberger-Schweizer: Wir starten 2022 mit einer neuen ECR Arbeitsgruppe zum Thema „Nachhaltigkeitskatalog“, wo es in aller Kürze darum geht, einen gemeinsamen Nenner in der Branche zu finden, wie ein Produkt anhand weniger messbarer Kriterien als nachhaltig bezeichnet werden kann. Dabei geht es nicht darum, ein neues Label zu erfinden, sondern die richtigen Attribute aus den bereits zahlreichen, bestehenden Labels herauszufiltern. Wenn man den jungen Verantwortungs­träger:innen der Branche Glauben schenken darf, dann werden uns in Zukunft auch Standardisierungen bei der Kommunikation zwischen Künstlicher Intelligenz und Menschen beschäftigen, welche Eckdaten bei Drohnen-Lieferungen eingehalten werden müssen, und vieles mehr.

PRODUKT: Die Anzahl der Mitglieder von ECR Austria ist seit dem Gründungsjahr um 150% gewachsen – heute sind 125 Unternehmen an Bord. Welchen konkreten Nutzen haben die Mitglieds-Unternehmen?
Fahrnberger-Schweizer: Jedes Unternehmen ist herzlich eingeladen, sich aktiv einzubringen, d.h. bei Arbeitsgruppen seine Expertise der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, mitzugestalten, die Zukunft gemeinsam mitzubestimmen. Aber auch wenn man nicht so viele Ressourcen hat, kommt man in den Genuss, unsere Guidelines, Empfehlungen, Richtlinien etc. für sich in der Zusammenarbeit mit Handel und Industrie nützen zu können bzw. seinen Mitarbeiter:innen eine Erleichterung im Arbeitsalltag an die Hand geben zu können. Darüber hinaus können junge Kolleg:innen ausgebildet werden – in hierzulande einzigartigen Kursen, die es nur bei uns gibt und helfen, die Branche end-to-end zu verstehen.

PRODUKT: Eine wichtige Säule Ihrer Organisation ist der ECR Tag, der heuer trotz Corona-Pandemie durchgeführt werden konnte und von der Branche offensichtlich sehr geschätzt wird – die Weiterempfehlungsrate liegt bei 96% – was macht das Erfolgskonzept dieser Veranstaltung aus?
Fahrnberger-Schweizer: Das Erfolgskonzept besteht aus zwei Teilen: Jedes Jahr gibt es ein zukunftsorientiertes Motto, das mit internationalen und nationalen Keynote Speaker:innen zum Leben erweckt wird – und zwar zieht sich das wie ein roter Faden durch den ganzen Tag, wird immer für unsere Branche relevant gemacht und mit der Podiumsdiskussion mit Armin Wolf sozusagen gekrönt. Der zweite Teil ist selbstverständlich das Netzwerken – genau diese Wichtigkeit hat man dieses Jahr ganz besonders gut beobachten können.

PRODUKT: Alexandra Müller, Rewe, äußerte am ECR Tag im Rahmen der Diskussion des Zukunftspanels den Wunsch nach einer Intensivierung der Zusammenarbeit von Händlern und Herstellern, deren Verhältnis ja (etwa in Sachen Preise) zuweilen von Spannungen geprägt ist. Inwieweit kann ECR hier einen Beitrag leisten?
Fahrnberger-Schweizer: Ganz sicher durch fokussiertes Herangehen an große, brennende Themenstellungen wie zum Beispiel unsere soeben am Start befindliche Nachhaltigkeitskatalog-Arbeitsgruppe. Darüber hinaus gibt es gerade um das Thema Sustainability herum viele große Fragestellungen, die eine gemeinsame Kraftanstrengung und Fokus brauchen, um zusammen etwas im Sinne der Shopper weiterzubringen. Und das wird immer multidimensional laufen, d.h. Preis- und Konditionsverhandlungen werden weiter auf der bilateralen Ebene bleiben, aber zeitgleich können engagierte Händler und Hersteller im Rahmen von ECR die großen branchenübergreifenden Fragestellungen der Zukunft gemeinsam angehen. 

PRODUKT: Vielen Dank für das Gespräch!