Inflationär

Christoph Monschein, GF Edenred

Die aktuelle Inflation bereitet vielen Gastronom:innen Kopfzerbrechen. Im Rahmen des Food-Programms von Edenred findet seit 2009 auch eine jährliche Food-Barometer-Umfrage statt. PRODUKT hat mit Christoph Monschein, GF Edenred über die aktuellen Entwicklungen gesprochen.

PRODUKT: Was ist das Food-Programm von Edenred?
Monschein: Das FOOD-Programm (Fighting Obesity through Offer and Demand) wurde von Edenred 2009 ins Leben gerufen. Es hat zum Ziel, gesunde Ernährung bei Arbeitnehmer:innen während des Berufsalltags und die Zubereitung ausgewogener Mahlzeiten in Restaurants zu fördern. Fachlich unterstützt wird die Initiative vom österreichischen Gesundheitsministerium. Teil der laufenden Programm-Evaluierung ist die jährliche FOOD-Barometer-Umfrage unter allen unseren Gutschein-Nutzer:innen und Restaurantpartner:innen.

PRODUKT: Was sind die Vorteile für Gastronom:innen?
Monschein: FOOD-Partner profitieren von mehr Neukund:innen und dem Erhalt von Stammkund:innen. Nutzer:innen, denen eine ausgewogene Ernährung wichtig ist, orientieren sich am FOOD-Logo. Dieses ist in der Einlösestellen-Suche ersichtlich. Mehr als 150 Betriebe sind bereits FOOD-Partner in Österreich – darunter dean&david, Joseph Brot und MyIndigo.

PRODUKT: Was sind die Eckdaten der Befragung?
Monschein:
Bei der letzten FOOD-Befragung im Herbst 2022 wurden weltweit 43.584 Nutzer:innen und 1.716 Restaurantbesitzer:innen in 18 (vorwiegend europäischen) Ländern befragt. In Österreich nahmen 1.374 Personen und 49 Restaurants an der Online-Umfrage teil. Dominierende Themen waren vor allem der Einfluss von Corona-Pandemie und Teuerungen auf die Ernährungsgewohnheiten.

PRODUKT: Was waren die wesentlichen Ergebnisse in Bezug auf die Auswirkungen der Inflation? Lässt sich tatsächlich eine Änderung im Konsumverhalten erkennen?
Monschein:
92% aller befragten Nutzer:innen gehen davon aus, dass ihre Ausgaben für Lebensmittel in den nächsten Monaten steigen werden. 67% erwarten, dass auch Restaurantbesuche teurer werden. Bereits jetzt bevorzugen 35% der Gäste preiswertere Lokale. Die Menschen versuchen verständlicherweise zu sparen – allerdings nicht unbedingt zu Gunsten ihrer Gesundheit. Als nachteilig für die Gesundheit dürfte sich auch die Reduktion des Speisenangebots durch Restaurants erweisen – eine weitere Folge der Teuerungen. Essensgutscheine vonseiten der Arbeitgeber:innen können diese Entwicklungen zum Teil abfedern. Unternehmen in Österreich können das Mittagessen ihrer Mitarbeiter:innen mit bis zu acht Euro pro Kopf und pro Tag steuerfrei bezuschussen. So werden Arbeitnehmer:innen inmitten hoher Inflationsraten nicht nur entlastet und Lohnnebenkosten eingespart. Essensgutscheine stehen auch in einem positiven Zusammenhang mit gesunder Ernährung: 16% der Befragten ernähren sich ohne Gutscheine ungesünder. Mehr als ein Drittel würde sich außerdem gesünder ernähren, wenn ihr Gutscheinkontingent verdoppelt werden würde. Die Pandemie war übrigens ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung: Fast drei Viertel der Befragten achten seit Beginn der Pandemie stärker auf eine ausgewogene Ernährung und erwarten sich von Restaurants ein gesünderes Angebot (81%).

PRODUKT: Welche Probleme sowie Lösungsstrategien für Gastronom:innen leiten Sie daraus ab?
Monschein:
Laut der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien stellt die Teuerungswelle für 75% der Restaurants eine immense Herausforderung dar. Die Betriebe haben ihre Preise im Schnitt um 12 bis 16% erhöht. Weitere Anpassungen sind notwendig. Das Problem dabei: Jedes zweite Restaurant verbucht aufgrund der aktuellen Teuerungen weniger Gäste. Unsere digitalen Essensgutscheine haben auch hier einen positiven Einfluss: 84% der befragten Lokale gewinnen dank der Essensgutscheine neue Gäste bzw. halten Bestandskund:innen. Das bestätigen auch die Ergebnisse der Nutzer:innen-Umfrage: Fast jede:r Zweite:r würde ohne Gutscheine seltener in Restaurants gehen.


PRODUKT: Was ist Ihre Prognose für das heurige Jahr? Wie wird sich Ihrer Meinung nach das Konsumverhalten (in der Gastronomie) weiterentwickeln?
Monschein:
Die anhaltend hohe Inflation betrifft alle. Vor allem Geringverdiener:innen steht weniger Geld für Restaurantbesuche zur Verfügung. Ich erwarte daher einen Anstieg des Konsums in günstigeren Lokalen. Gleichzeitig wird die Nachfrage in der Top-Gastronomie gleichbleibend stark sein. Was das Mittagsgeschäft betrifft, werden viele Konsument:innen auf günstigere Alternativen zurückgreifen – statt Mittagessen zu gehen etwa schnelles Essen aus dem Supermarkt oder die Jause von Zuhause.

PRODUKT: Was raten Sie Gastronom:innen in dieser Zeit?
Monschein:
Ich würde empfehlen, explizit günstigere Angebote zu schaffen – zum Beispiel in Form von Tagesangeboten, verkürzten Mittagsmenüs, kleineren Portionen und gesünderem Essen. Auch erweiterte Take-Away-Möglichkeiten zu reduzierten Preisen wären sinnvoll. So können Gastronom:innen zum Teil Kosten sparen und trotzdem ein attraktives Angebot bieten.

PRODUKT: Inwiefern können Essensgutscheine Gastronom:innen nun unterstützen?
Monschein:
Unsere steuerfreien Essensgutscheine sind zweckgebunden und können ausschließlich in der heimischen Gastronomie eingelöst werden. Mitarbeiter:innen, die sonst eher eine Kleinigkeit von Zuhause oder aus dem Supermarkt essen, konsumieren dadurch vermehrt – und tendenziell gesünder – in Restaurants. Je mehr Essensgutscheine von Unternehmen also an ihre Mitarbeiter:innen ausgegeben werden, desto mehr wird die Wirtschaftskraft der österreichischen Gastronomie angekurbelt.