Resilienz des Recyclings

© VOEB/Monihart; VOEB-Präsidentin Gaby Jüly fordert einen verpflichtenden quotierten Recyclateinsatz.

Die Abfallwirtschaft schlägt Alarm, denn der Kunststoffpreis ist in kurzer Zeit um ca. 50% eingebrochen. Mit dem Überleben der Kunststoffrecycler steht genauso die Erreichung der Ziele des EU-Kreislaufwirtschaftspakets auf dem Spiel.

Günstige Neuware wegen des niedrigen Rohölpreises, kombiniert mit geringer Nachfrage nach Kunststoff aufgrund der Corona-Krise verursachte diesen drastischen Preisverfall. Als Ergebnis in Österreich standen Ende Juni noch 70% der Kunststoff-recycelnden Betriebe still, da es momentan kaum Absatzmärkte gibt. Das Problem ist nicht neu. Immer wieder war es für die Industrie günstiger, Primärrohstoffe statt Rezyklate zu verwenden. Die aktuelle Situation hat das Problem nun drastisch verschärft. Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) fordert daher einen quotierten und verpflichtenden Einsatz von Rezyklaten in der industriellen Produktion. „Wenn sich die Politik die Verdoppelung des Kunststoffrecyclings zum Ziel setzt, müssen dafür auch die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Wir brauchen einen Absatzmarkt für recycelten Kunststoff. Sonst wird es in Österreich bald kein Kunststoffrecycling mehr geben“, warnt Gaby Jüly, neue Präsidentin des VOEB.

Entsorgungssicherheit. Die Altstoff Recycling Austria (ARA) machte bereits Ende Mai auf die Problematik aufmerksam und befürchtet einen „langfristigen Strukturwandel“. ARA Vorstand Christoph Scharff: „Wir müssen jetzt handeln. Wir müssen die Entsorgungssicherheit für die Bevölkerung, Gemeinden und Betriebe gewährleisten, ebenso den Erhalt von Arbeitsplätzen.“ Ein „Resilienzpaket“ wurde von der ARA bereits an die Politik herangetragen. Dabei handelt es sich um eine strukturelle Unterstützung, mit der Sammlung, Sortierung und Recycling aufrechterhalten und aktuell nicht absetzbare Sekundärrohstoffe zwischengelagert werden können.