Vertrauenssache

Ohne Profis geht gar nichts. Die Winzerfamilien liefern die Basis für die Qualitätsweine.

Lenz Moser ist der mit Abstand größte Qualitätswein-Vermarkter in Österreich. Das Unternehmen wird von rund 2.000 Winzerfamilien mit Trauben beliefert, die auf einer Gesamtfläche von etwa 1.800ha wachsen. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist hier unabdingbar.

Bereits an der Gesamtfläche, auf der Weintrauben für „Lenz Moser“-Wein angebaut werden, wird die Bedeutung des Unternehmens deutlich. Und um es noch plakativer zu machen, stellen wir uns vor, dass man die Trauben der 1.800ha alle gleichzeitig ernten würde. Dann würde man die helfenden Hände von sage und schreibe 17.000 Erntehelfer:innen für einen ganzen Tag benötigen. Die 2.000 Traubenlieferanten, mit denen Lenz Moser zusammenarbeitet, sind unterschiedlich organisiert. Einige liefern direkt, sprich sind Vertragslieferanten, andere sind in Genossenschaften organisiert. Allen gemeinsam ist, dass die Zusammenarbeit auf Langfristigkeit aufgebaut ist. Michael Rethaller, Kellereileiter und Chefönologe bei Lenz Moser: „Wir pflegen langfristige Partnerschaften mit selbstständigen Weinbäuer:innen, die genau wissen, was ihre Lagen brauchen, um unseren Qualitätskriterien zu entsprechen. Da greifen wir auch nicht ein, wie vielleicht andere das tun, sondern verlassen uns auf die jahrzehntelange Erfahrung unserer Partner.“ Austausch gibt es natürlich trotzdem, etwa bei Schulungen und Fachvorträgen, außerdem hat jeder Lieferant einen direkten Ansprechpartner im Unternehmen. 

Realität.

Michael Rethaller, Kellerei-Leiter und Chefönologe bei Lenz Moser, schaut im Weingarten nach dem Rechten.

Gerade der Weinbau hat im Vergleich mit anderen landwirtschaftlichen Bereichen ein recht gutes Image bei den Menschen – aber oft auch ein sehr romantisch-verklärtes. Rethaller plädiert hier für mehr Realitätssinn: „Die Arbeit im Weingarten ist anstrengend und alleine von einer Familie – so wie wir uns das gerne vorstellen – nicht zu bewältigen. Man muss da schon ehrlich sein. Es braucht Technik und Automatisierung, genauso wie Erntehelfer:innen, die auch teilweise aus dem Ausland kommen.“ Und noch ein anderes Bild ist nur schwer aus den Köpfen der Verbraucher:innen rauszubringen: Auch wenn die Marke „Lenz Moser“ für eine Produktionsmenge von jährlich 12 Mio. Flaschen steht, ist das gesamte Traubenmaterial rein österreichischen und regionalen Ursprungs – also von Winzer:innen aus Niederösterreich und dem Burgenland. 

Veränderungen.

Lenz Moser arbeitet für Weine wie „Lenz Moser Selection“ mit rund 2.000 Winzerfamilien zusammen.

Den Klimawandel und seine Folgen spüren die Weinbäuer:innen und Lenz Moser natürlich auch. „Allerdings“, so Rethaller, „können unsere Hauptsorten Grüner Veltliner und Zweigelt sehr gut damit umgehen, da sie sehr flexibel sind und man viel ausgleichen kann.“ Die Weinbäuer:innen wissen hier mittlerweile recht gut, wie sie reagieren müssen und passen zum Beispiel die Bodenbearbeitung und Laubarbeit entsprechend an, auch wird dort, wo es geht, bewässert. Was sich durch das Plus an heißen Tagen jedenfalls geändert hat, sind die Zuckergrade. Rethaller: „Früher kämpfte man, dass man genug Zuckergrade hat, jetzt haben wir eher zu viel.“ Dennoch werden die Weine auch in Zukunft nicht plötzlich anders schmecken. Rethaller ist jedenfalls überzeugt: „Die Veränderungen sind so gering und langsam und das Wissen, wie man im Weingarten und im Keller, auf zum Beispiel Trockenstress reagiert, so viel größer als früher, dass Veränderungen, so es welche gibt, kaum auffallen werden.“ Lenz Moser war ja auch immer schon bekannt dafür, in Sachen Weinbau viel Innovationsgeist an den Tag zu legen. So hat Prof. Dr. Lenz Moser in den 1930er Jahren mit der Entwicklung der nach ihm benannten Hochkultur (anstelle der bis dahin üblichen Stockkultur) den Weinbau in Österreich und auch international revolutioniert. Seither können die Stockpflegearbeiten wesentlich leichter und in angenehmer Arbeitshöhe erledigt werden und auch Zugmaschinen konnten von da an eingesetzt werden. Der Gesamtarbeitsaufwand wurde dadurch deutlich reduziert. Heute setzen innovative Winzer:innen und Weinbäuer:innen zunehmend auch auf digitale Hilfsmittel, die eine sehr individuelle, nachhaltige und passgenaue Arbeit im Weingarten ermöglichen. Rethaller: „Es verändert sich viel – sowohl die Herausforderungen, aber auch unsere Möglichkeiten und unser Wissen“.