Käs Study

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Neue Gesetzeslagen und der allgemeine Trend zu nachhaltigerem Konsum hinterlassen auch am Käse-Markt Spuren. Was tun die heimischen Hersteller, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden?

Sowohl Gesetzgeber als auch Konsumenten schauen in Zukunft noch genauer drauf, was bzw. vor allem in welcher Verpackung – Stichwort EU Kreislaufwirtschaftspaket – etwas verkauft wird. Zurückzuführen ist natürlich beides auf die Nachhaltigkeitsbewegung, die die Konsumenten jene Dinge, die im Einkaufswagen landen, auch hinsichtlich ihrer Natürlichkeit sowie ihres Einflusses auf das Weltklima hinterfragen lässt. „Der Kunde kauft und genießt sehr bewusst“, berichtet Nora Zöller, Leitung Marketing & Produktmanagement bei Rupp. Und so gewinnen etwa Konzepte, bei denen das Tierwohl im Fokus steht, derzeit weiter an Bedeutung. Heumilch-Produkte beispielsweise liegen aufgrund der traditionellen Fütterung der Milchkühe voll im Trend. „Hier wird die starke Kundennachfrage vom Nachhaltigkeitsgedanken getragen“, bestätigt Gerhard Woerle, Inhaber der Woerle Privatkäserei. „Denn die Konsumenten schätzen zunehmend natürliche Produkte aus der Region, die nachhaltig und nach traditionellen Methoden hergestellt werden. „Heu- und Bioheumilch-Käse entwickeln sich derzeit überdurchschnittlich gut“, schildert auch SalzburgMilch-GF Christian Leeb. Die Beweggründe der Hersteller, das Thema Heumilch zu forcieren, erläutert Nora Zöller – wohl im Sinne aller Heumilcherzeuger, so: „Für uns als Produzent geht es bei der Verwendung von Heumilch um Langfristigkeit, Qualität, Tierwohl, Schutz der Region und Kulturlandschaft Vorarlberg sowie Erhalt von Tradition.“ Die ARGE Heumilch forciert entsprechende Produkte auch heuer wieder durch eine große Herbstkampagne. Einmal mehr steht dabei das Thema „Kuhwohl“ im Fokus, was die Abverkäufe entsprechender Produkte sicher weiter pushen wird. 

Weniger ist mehr.

„Gleichzeitig ist aber auch das Thema Verpackungsreduktion stark in den Fokus gerückt“, erzählt Berglandmilch-Geschäftsführer Josef Braunshofer. Man gewinnt den Eindruck, dass kaum ein Unternehmen derzeit diesbgzl. nicht an Optimierungen arbeitet. „Wir setzen auf Materialreduktionen und Recyclingfähigkeit bei gleichbleibender optimaler Produktqualität“, so Braunshofer. Bei Woerle schlägt man in dieselbe Kerbe: „Wir wollen den Anteil an Plastik in den Verpackungen drastisch reduzieren, andererseits müssen die verwendeten Materialien zunehmend recyclingfähig bzw. abbaubar sein“, so Gerhard Woerle. „Die Themen nachhaltige Verpackungen, Reduzierung von Plastik und recyclebare Alternativen sind für den Kunden und für uns ein immer wichtiger werdendes Thema“, bestätigt auch Nora Zöller von Rupp. „Der Trend geht hin zu weniger Plastik und mehr umweltfreundlicheren Verpackungen“, ist Christian Leeb von der SalzburgMilch ebenfalls überzeugt.

Selbst bedient.

Spannend dürfte noch werden, inwieweit die Möglichkeit verpackungsfrei einzukaufen (also Käse in mitgebrachte Behälter füllen zu lassen) die Aufteilung zwischen Theken- und SB-Verkäufen in Zukunft beeinflussen wird. In den letzten Jahren verlor ja die Bedientheke stetig zugunsten der SB-Regale. Dort sind v.a. solche Produkte gefragt, die den Aufwand für die Konsumenten gering halten: „Der Anteilszuwachs im SB-Regal wird getragen von den Convenience-Artikeln ‚Scheiben‘ und ‚Käse gerieben‘“, weiß Gerhard Woerle, in dessen Betrieb übrigens aktuell passend dazu an einer Innovation im Conveniencebereich sowie an einer Neuheit in Scheiben gearbeitet wird. Außerdem offeriert man derzeit – anlässlich des 130. Geburtstags des Unternehmens – den „Woerle Emmentaler“ in einer Jubiläumspackung und liefert außerdem durch ein Gewinnspiel zusätzliche Impulse.

Heiß.

Mit sehr convenienten Neuheiten sorgt auch die Privatkäserei Rupp aktuell für Abwechslung. Als Ergänzung für das bestehende „Alma Käsefondue“-Sortiment bringt man jetzt nämlich zwei Limited Editions auf den Markt, genauer gesagt die Varianten „mit Gin“ sowie „mit Trüffelgeschmack“. Beide sind wie gewohnt im 240g-Tontöpfchen erhältlich, in dem der Inhalt in wenigen Minuten fertig erhitzt und cremig ist.

Fesch.

Am Käsemarkt spürbar ist außerdem ein Trend zu besonderen Zutaten. Rupp bedient diesen ja mit unterschiedlichen Käsespezialitäten. Jüngster dazu passender Neuzugang ist der „Alma Brennnesselschatz“ mit von Hand aufgetragenen, getrockneten Brennnesselblättern. Auch bei den Käserebellen bestätigt man, dass Spezialitäten mit besonderer Optik überaus gut angenommen werden. Einer der Top-Seller des Unternehmens ist der „Heublumen Rebell“, der mit Blüten auf der Rinde affiniert ist. Und kürzlich wurde das Sortiment noch um den „Kürbiskern Rebell“ erweitert, bei dem sich die Kürbiskerne sowohl im Teig als auch auf der Rinde finden. „Eine große Käuferschicht ist neugierig auf einzigartige Spezialitäten, die sich von bekannten Käseklassikern abheben“, ist Käserebellen-GF Andreas Geisler überzeugt. Abheben – das war auch das Ziel der Gmundner Milch, die ihre Käsescheiben – und künftig noch viel mehr – im Original-Design der Gmundner Keramik anbietet (siehe auch Story).

Blau.

Über eine auf besondere Weise affinierte Spezialität berichtet auch die Kärntnermilch. Das Unternehmen brachte kürzlich den „Blauen Nepomuk“ auf den Markt – einen Schnittkäse, der durch händisches Pikieren mit blauem Edelschimmel affiniert wird. Der Käse reift über mehrere Wochen in einem Bergwerksstollen. Zum Konsumentenwunsch nach größtmöglicher Natürlichkeit passt außerdem der neue „Lesachtaler Bergkäse“, mit dem die traditionelle Käseherstellung dieses naturbelassenen Tals fortgesetzt werden soll.

Proteinreich.

Trendbewusst fallen auch die aktuellen Neuheiten der Berglandmilch aus: So lanciert man einerseits die „Schärdinger Protein Snacks“ – eine Kombination aus Cottage Cheese mit Früchten und Kernen. Außerdem bietet man die Weichkäse-Spezialitäten „Schärdinger St. Severin“ sowie „Schärdinger Kaisertaler“ auch als kleinere 125g-Laibchen an – perfekt für die steigende Zahl kleinerer Haushalte. Ein erstes Fazit kann man auch bereits nach der Einführung der „Schärdinger Mozzarella Minis“ im Sommer ziehen: Diese österreichischen Mozzarella-Bällchen entwickeln sich durchaus zufriedenstellend.

Bio.

Die Vorarlberg Milch belebt den Markt ebenfalls mit einer Neuheit und lanciert den „Ländle Bioberger“ – einen Hartkäse mit 50% Fett i.T., der aus bester, frischer Bio-Alpenmilch hergestellt und rund acht Monate im Naturkeller gereift und gepflegt wird. Die Rotkulturreifung sorgt dabei für typische Röstaromen wie braune Butter, helles Karamell und geröstete Nüsse.

Teilchen.

Und die SalzburgMilch startet demnächst einen Markttest in Deutschland mit dem „SalzburgMilch Puzzle-Käse“, der sich mit seinem verspielten Charakter – Premium-Gouda in Form von Puzzle-Stücken – natürlich speziell für Kinder super eignet.

Fazit.

Die Käsehersteller des Landes sind also derzeit sehr aktiv, um ihre Sortimente zukunftsfit zu machen. Nachhaltige und auf Natürlichkeit bedachte Konzepte, sowohl was die Milcherzeugung als auch das Packaging des fertigen Produktes betrifft, scheinen dabei derzeit besonders erfolgversprechend.