Fokus aufs Tier

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Ein zunehmendes Bewusstsein der Konsumenten für die Bedingungen, unter denen unsere Lebensmittel erzeugt werden, hat speziell bei Milchprodukten jenen Konzepten neue Chancen eröffnet, die den Konsumenten durch Transparenz überzeugen wollen – wie etwa jenes der ARGE Heumilch.

Bei Produkten, die so „direkt“ tierischen Ursprungs sind wie Milch, liegt die Frage der Herkunft und der Umstände der Erzeugung natürlich auf der Hand. Und die Zielgruppe jener Konsumenten, die die Entscheidung für ihre Milch nicht nur auf Basis des Preises treffen, scheint zu wachsen. In unserer Studie zum Thema Nachhaltigkeit, die wir gemeinsam mit Marketagent.com durchgeführt haben (siehe Nachhaltigkeitsstudie), gaben 57,5% der Konsumenten an, dass ihnen Tierwohl bei Milch- und Milchprodukten besonders wichtig sei. Zugleich ist diese Warengruppe auch jene, in der die Aufpreisbereitschaft für Produkte mit besonderem Augenmerk auf das Tierwohl mit 13,6% am höchsten ist. Prinzipiell darf man ja davon ausgehen, dass es dem allergrößten Teil der Milchkühe in Österreich gut geht. Eine dauerhafte Anbindehaltung etwa darf nur mehr in Ausnahmefällen praktiziert werden, beispielsweise weil entsprechende Auslaufflächen schlicht nicht vorhanden sind. In allen anderen Haltungsformen bekommen die Tiere regelmäßigen „Ausgang“, z.B. auf eine Weide, und zwar je nach praktiziertem Konzept und der individuellen Situation mind. 90 Tage pro Jahr, oder sie können sich in einem sog. Laufstall ohnehin frei bewegen. Übrigens lässt sich von der Milchart nicht zwangsläufig auch auf die Haltungsform schließen. So dürfen etwa auch Bio-Kühe angebunden gehalten werden, wenn ihnen ergänzend dazu der entsprechende Freilauf (bei Bio: 120 Tage im Jahr) gewährt wird. Auch dürfen Bio-Kühe mit Silage gefüttert werden. Bei Heumilchkühen hingegen ist der Name sozusagen Programm: Sie dürfen ebenfalls mind. 120 Tage außer Haus und kümmern sich auf diesem Wege quasi selbst um ihr Futter, nämlich Gräser und Kräuter. Im Winter gibt´s selbiges als Heu und als Ergänzung steht Getreideschrot auf dem Speiseplan.

Erfolgsstory.

Vor 15 Jahren haben sich Heumilchbauern und -verarbeiter zusammengetan und agieren seitdem als ARGE Heumilch. Anlässlich des Jubiläums freut man sich, dass sich das Thema Heumilch zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt hat. „Unsere gesteckten Ziele haben wir laufend übertroffen“, schildert etwa Obmann Karl Neuhofer. Zweck des Zusammenschlusses im Jahr 2004 war die Erhöhung der Wertschöpfung für alle Partner, die Unterstützung für Heumilchbauern, Verarbeiter und Vermarkter sowie die Produktion von Spezialitäten mit hohem Wert für die Konsumenten. Und dies ist zweifelsfrei gelungen. Wertschöpfung, Absatz und Bekanntheit von Heumilch wurden kontinuierlich erhöht. „Der Absatz von Heumilchprodukten im österreichischen Lebensmittelhandel hat sich im Zeitraum 2009 bis 2018 um 125% auf über 40.000 Tonnen erhöht – auf dem gesamten Milchmarkt sank er im gleichen Zeitraum um 5%“, berichtet ARGE Heumilch-Koordinator Andreas Geisler. Entsprechend ist natürlich auch die Produktvielfalt gewachsen: „Während es vor 15 Jahren im österreichischen LEH nur wenige Heumilchprodukte gab, sind es heute bereits über 600“, so Geisler. Und: „Die jährlich 500 Mio. kg Heumilch sind zu 100% in der Vermarktung“, freut sich Neuhofer. Davon haben natürlich auch die Bauern einiges: Der Heumilchzuschlag hat sich seit 2009 von weniger als 1 Cent auf 5 bis 7 Cent pro kg mehr als verfünffacht.

Schonend.

Die Heumilchwirtschaft macht auch aus Nachhaltigkeitssicht Sinn, wie Andreas Geisler ausführt: „Die österreichischen Heumilchbauern leisten dank der extensiven Bewirtschaftung der Grünlandflächen einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt auf den heimischen Wiesen, Weiden und Almen. Außerdem trägt Heuwirtschaft maßgeblich zur Schonung wertvoller Ressourcen bei und setzt sich mit ihrer Kuhwohl-Initiative stark für Tierwohl ein.“ Dass Heumilchbauern das Wohlergehen ihrer Tiere wichtig ist, darauf weist die ARGE Heumilch heuer wieder mittels Kampagne zum Thema Kuhwohl-Initiative hin. 800 Schalttermine im ORF sowie auf den Privatsendern sorgen für 20 Mio. Gesamtkontakte. Auch im Rahmen eines Gewinnspiels sowie durch entsprechendes PoS-Material wird auf die wichtigsten Eckpunkte der Kuhwohl-Initiative eingegangen.

Kennt man.

Die Bekanntheit von Heumilch und Heumilchprodukten liegt übrigens laut einer Consumer Connection Study aus dem letzten Jahr in Österreich bei 82%. Das Interesse daran wird natürlich auch durch die Aktivitäten der einzelnen Markenartikler forciert, die mit entsprechenden Launches Impulse liefern. So kündigt etwa Berglandmilch-GF Josef Braunshofer – sein Unternehmen sammelt knapp 80 Mio. L Heumilch – an: „Wir werden heuer wieder mit neuen Heumilchprodukten auf den Markt kommen.“ Auch Heumilch-Pionier Woerle hat News auf Lager: So gibt es seit Kurzem auch den „Woerle Bergkäse“ in praktischen Scheiben. Rupp bringt dieser Tage den „Alma Brennnesselschatz“ auf den Markt, seit Jahresbeginn offeriert man außerdem den „Alma Rotwein-Taler“ sowie den „Alma Paprika-Taler“, die beide aus Heumilch hergestellt werden. Die Käserebellen präsentierten kürzlich den neuen „Bio Kürbiskern Rebell“. Und von der SalzburgMilch gibt´s heuer neu einen Sortimentskarton mit den vier Salzburger Heumilch-Spezialitäten „Nonntaler“, „Festspiel-Käse“, „Hohensalzburg“ und „Kapuzinerberg“.

Für alle gut.

Einig ist man sich in der Branche, dass von Heumilchprodukten neben den Tieren und der Umwelt auch der Handel sowie der Konsument profitieren: „Der Handel kann bei der Vermarktung von Heumilchprodukten den Umweltschutz und das Tierwohl als Mehrwert anpreisen“, meint Andreas Geisler, der auch Geschäftsführer der Käserebellen ist. „Heumilch wird als echte Besonderheit wahrgenommen“, ist auch SalzburgMilch-GF Christian Leeb überzeugt. „Der Handel profitiert sowohl vom hohen Kundeninteresse als auch davon, seinen Kunden ein ehrliches und nachhaltiges Produkt anbieten zu können. Das schafft Vertrauen“, hält Gerhard Woerle, Inhaber der Fa. Woerle, fest und meint weiter: „Der Konsument schätzt bei Heumilch-Käse besonders die Qualität, aber auch die Nachhaltigkeit in seiner Herstellung.“ Auch Rupp-GF Josef Rupp ist sicher, dass Heumilch Zukunft hat: „Wir glauben, dass dieses Qualitätsmerkmal für den Verbraucher weiterhin an Bedeutung gewinnt.“